Phonetische Störung

Eine Sprachstörung oder ein Sprachfehler ist eine Störung der gedanklichen Erzeugung von Sprache. Im Gegensatz dazu ist bei der Sprechstörung primär die motorische Erzeugung von Lauten betroffen.

Von einem Sprachfehler oder einer Sprachstörung ist immer der Gesamtablauf einer Sprache einer Person betroffen. Sprachaufbau und Sprachvermögen sind beeinträchtigt. Sprachfehler sind nicht mit Sprechfehlern zu verwechseln, bei denen nur die Laut- und Stimmbildung gestört sind.

Eine Abgrenzung zwischen phonetisch-artikulatorischer und phonologischer Therapie leitet sich aus der Erstellung des Phon- und Phoneminventars, der phonologischen Prozessanalyse und der dadurch erstellten Diagnose ab. Jedoch ist eine eindeutige Differenzierung zwischen phonetischen und phonologischen Störungen in der Diagnostik und Therapie häufig sehr schwierig. Bei vielen Kindern erscheint es notwendig, sowohl artikulatorische Hilfen zu geben als auch das phonologische System zu verdeutlichen. Daher müssen gegebenenfalls Ziele und Methoden kombiniert werden, die jetzt getrennt aufgeführt werden.

Phonetisch orientierte Therapie

In der Therapie der phonetischen Störungen stehen der Einzellaut und dessen Produktion im Vordergrund. Für die Behandlung können drei Therapiebereiche unterschieden werden, die individuell je nach Art und Ausprägung der Störung entsprechend gewichtet werden müssen: die Förderung der auditiven Wahrnehmung, die Förderung orofazialer Funktionen und die Aneignung des Lautsystems.

Förderung der auditiven Wahrnehmung

Das Ziel dieses Therapiebereichs ist die Förderung der Identifikations- und Diskriminationsfähigkeit für die richtige/abweichende Artikulation des Standardmusters, d.h., es wird die auditive Fremd- und Eigenwahrnehmung des Patienten in bezug auf die Ziellaute geschult. Das Hören muss als Kontrollmechanismus für das Sprechen bewusst erarbeitet werden, da das fehlerhafte Lautmuster über die taktil-kinästhetische Wahrnehmung gesteuert wird.

Dies erfolgt im „inter- und intrapersonalen Kommunikationskreis. Zur Aktivierung des „interpersonalen Kreisprozesses“, dem Fremdhören, findet ein Vergleich des Informationsrückflusses mit bestimmten Standardmustern statt. Der Patient vergleicht
die eigenen Äußerungen mit dem Standardlaut der Umgebung, die eigene Artikulation wird mit der des Therapeuten verglichen bzw. der Patient diskriminiert zwischen richtiger und falscher Artikulation bei auditiver Vorgabe durch den Therapeuten.